Monatliches Energiemarkt-Update: Wetter und Geopolitik beeinflussen europäische Energiemärkte
Wetterbedingungen und Strompreise
Im Mai 2024 wurde der europäische Energiemarkt stark von ungewöhnlichen Wetterbedingungen und geopolitischen Faktoren beeinflusst. Während Zentraleuropa unter regnerischem Wetter bei jahreszeitlich üblichen Temperaturen litt, brachen in Großbritannien und den nordischen Ländern Temperaturrekorde. Diese Wetterschwankungen führten zu erheblichen Preisanstiegen und Volatilitäten auf den Energiemärkten.
In Deutschland erreichten die Strompreise am Spotmarkt zeitweise über 200 Euro pro Megawattstunde. Ein Rekord-Ausgleichsenergiepreis von knapp 10.000 Euro pro Megawattstunde Anfang Juni war die Folge einer geringeren Solarstromproduktion, begrenzter französischer Exportkapazitäten und eines Mangels an flexibler Kraftwerksleistung.
Solare Überproduktion und negative Strompreise
Solare Überproduktion in Deutschland führte zu negativen Strompreisen während der Mittagsstunden. Diese Volatilität wird voraussichtlich anhalten, bis flexible Batteriespeicherlösungen mehr Verbreitung finden. Trotz schwacher Energienachfrage in Zentraleuropa, die zeitweise unter den Werten von 2023 lag, verzeichnete Südeuropa einen leichten Nachfrageanstieg.
Entwicklungen auf dem Gasmarkt
Auf dem Gasmarkt sorgten unterdurchschnittliche Einspeicherungen und Bedenken hinsichtlich der Winterfüllstände für steigende Preise. Norwegische Wartungsarbeiten und eine Verknappung von LNG führten zu einem reduzierten Gasangebot. Die EU-Speicherfüllstände fielen unter die Rekordwerte von 2020, blieben aber über dem Fünf-Jahres-Durchschnitt. Ein möglicher Lieferstopp durch Gazprom und eine starke asiatische Nachfrage belasteten den Markt zusätzlich.
Auswirkungen auf Emissionszertifikate und Kohleimporte
Die Verknappung auf dem Gasmarkt und die Eindeckung spekulativer Short-Positionen trieben die europäischen Preise für Emissionszertifikate in die Höhe. Kohleimporte nach Asien stiegen erheblich, um den höheren Kühlbedarf zu decken und Vorräte aufzufüllen.
Politische Unsicherheiten und Klimaziele
Die Wahlen zum Europäischen Parlament Anfang Juni könnten die Stimmung am Emissionsmarkt beeinflussen. Wirtschaftliche Sorgen und militärische Bedrohungen könnten dazu führen, dass die derzeitige grüne Energiewende-Politik einer stärker industrieorientierten Strategie weichen muss. Portugal erwägt eine Revision seiner ehrgeizigen Klimaziele für 2030, um die Verbraucherkosten zu kontrollieren, was eine Diskussion über mögliche Anpassungen der Ziele auf EU-Ebene auslöste.